Der brasilianische Bund der Landarbeiter (CONTAG)
veranstaltet am kommenden 17. und 18. May in der Hauptstadt
Brasilia seinen 17. Grito da Terra, eine Grossdemonstration
mit 7 Tausend Landarbeiterinnen und -arbeitern vor dem Sitz
der politischen Gewalten des Landes zur Bekräftigung ihrer
Forderungen. Carmen Foro, die Leiterin des Sekretariats der
Landarbeiterinnen von CONTAG ging gegenüber Sirel auf
Einzelheiten ein.
-Was sind die Hauptforderungen dieses Grito da Terra?
-Am vergangenen 1. März haben wir Präsidentin Dilma
unsere Forderungen übergeben. Seitdem befinden wir uns in
einem Verhandlungsprozess mit der Regierung.
Wenn auch dieser 17. Grito da Terra in wesentlichen
Punkten eine logische Fortführung unserer Vorschläge
darstellt, müssen wir doch zugeben, dass sie die
vorhergehende Regierung von Präsident Lula in den
vergangenen acht Jahren recht effektiv und wirksam umgesetzt
hat.
Dieser Grito da Terra
zielt auf ein nachhaltiges Brasilien ohne Hunger und
Armut ab, seine Plattform enthält einige Punkte, die wir als
"Notsituationen" bezeichnen, wie etwa die Bekämpfung der
Armut auf dem Land, die Unterbringung von 150 Tausend
Familien, eine Aufstockung der Darlehen und Mittel für die
familiäre Landwirtschaft sowie Wohnungsbauprogramme auf dem
Land.
In diesem Zusammenhang wollen wir auch als einen der
wesentlichen Punkte unserer Forderungen die Frage der
Bekämpfung der fehlenden Gleichberechtigung von Mann und
Frau sowie in der Produktion ansprechen. Dazu haben wir
bereits mehreren Ministerien Vorschläge für gezielte
Programme zum Schutz der Jugend, des Alters und von Kindern
und Jugendlichen unterbreitet.
Wir sprechen aber auch Themen von allgemeiner Bedeutung an
wie etwa der Einsatz für die wirtschaftliche, soziale und
ökologische Nachhaltigkeit, die Formen unserer politischen
Partizipation, die Stärkung von Gewerkschaftsorganisationen
und den Bundeshaushalt.
In ihren Reden hat die Präsidentin die
Bekämpfung der Armut betont, und wir haben dazu
eine Liste mit Punkten vorgelegt, die sich mit
dem Regierungsansatz auseinandersetzen. |
-Hat es seit Antritt der neuen Regierung Veränderungen beim
Verhandlungsprozess gegeben?
-Ja, es gibt Veränderungen, wobei wir jedoch an unseren
historischen Positionen zu Themen wie der Landreform, der
Kredit- und Sozialpolitik, dem Umweltschutz usw. festhalten.
In ihren Reden hat die Staatspräsidentin die Bekämpfung der
Armut betont, und wir haben dazu eine Liste mit Punkten
vorgelegt, die sich mit dem Regierungsansatz
auseinandersetzen.
Es stimmt zwar, dass Dilma bereits an der Regierung
ist, doch befinden wir uns zur Zeit noch im letzten Jahr
ders von Lula gebilligten Haushalts. Deshalb ist es
für uns sehr wichtig, Einfluss auf den neuen Haushalt zu
nehmen, in dem die Staatsausgaben für die kommenden vier
Jahre festgelegt werden.
Unsere Agenda enthält Punkte für dieses Jahr, aber auch
einen Ausblick bis zum Ende der Amtszeit dieser Regierung.
-Erwartest du Veränderungen, die darauf zurückzuführen sind,
dass die Präsidentschaft jetzt in den Händen einer Frau
liegt?
-Ich habe grosse Erwartungen. Ich denke, es ist etwas
Besonderes, dass wir in Brasilien zum ersten Mal eine
Präsidentin gewählt haben. Das ist eine grosse
Errungenschaft, und in ihrem öffentlichen Diskurs tritt sie
eindeutig für die politische Agenda der Frauen ein.
Sie erkennt
an, dass die Armut in Brasilien orts- und
geschlechtsspezifisch ist: Sie ist weiblich, und sie
konzentriert sich auf das Land und die Aussenbezirke der
Städte. Wenn ein Amtsinhaber die Existenz eines Problems
anerkannt, ist das meiner Ansicht nach der erste Schritt zu
seiner Überwindung.
Dilmas
Definition war für die Debatte über die Beteiligung der
Frauen an der Produktion, um so die Armut zu bekämpfen, sehr
positiv. Ich denke, sie wird auch in der bevorstehenden
Woche von Verhandlungen im Rahmen des Grito da Terra
eine Rolle spielen, wenn es darum geht, auf diesem Gebiet
Fortschritte zu erzielen.
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