Honduras

 

Die Unersättlichkeit

des Miguel Facussé

Bewohner von Zacate Grande klagen über Verfolgung

und Repression durch den Grossgrundbesitzer

 

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Zehn Gemeinschaften auf der Halbinsel Zacate Grande an der Südküste von Honduras kämpfen seit über elf Jahren um die Anerkennung ihres Rechts, in dem Gebiet zu leben und zu arbeiten, in dem sie seit über achtzig Jahren ansässig sind. Dieses Recht ist nach ihren Angaben durch die Unersättlichkeit des Grossgrundbesitzers und Palmölerzeugers Miguel Facussé Barjum bedroht.

 

„Willkommen in der grundbesitzerfreien Zone” ist auf einer Tafel am Eingang zu dem Raum zu lesen, von dem aus die Radiostation der Gemeinschaft, La Voz de Zacate Grande (Die Stimme von Zacate Grande), überträgt.

 

Die Station, die am kommenden 14. April ein Jahr auf Sendung sein wird, hat sich zu einer Bastion des Kampfs der Gemeinschaften von Zacate Grande gegen die Absichten des Grossgrundbesitzers und Palmölerzeugers Miguel Facussé, sich ihr Land anzueignen, entwickelt.

 

“Seit über 11 Jahren kämpfen wir um unser Land und werden dabei kontinuierlich von Polizisten, Angehörigen der Streitkräfte und Sicherheitsleuten Facussés verfolgt.

 

Sie haben uns bereits mehrmals bedroht, geschlagen und festgenommen. Gegen uns  liegt ein Haftbefehl wegen gesetzeswidriger Aneignung von Land, zivilem Ungehorsam, Steuerhinterziehung und Umweltverschmutzung vor”, erklärte der Anwalt der Vereinigung für die Entwicklung der Halbinsel Zacate Grande (ADEPZA), Gerardo Aguilar, gegenüber Sirel.

 

Nach Angaben der Mitglieder dieser kämpferischen Vereinigung liegen die Anfänge des Konflikts in den 90er Jahren, als Miguel Facussé mit seinen inzwischen im gesamten unteren Aguán-Tal hinlänglich erlittenen dunklen Geschäften begann.  

 

Obwohl sie die natürlichen Besitzer des Landes in dem Gebiet waren, mussten es die Bewohner von Zacate Grande mit der Unersättlichkeit des Grossgrundbesitzers aufnehmen, der behauptete, er sei Eigentümer der Halbinsel.

 

„2000 haben wir die Bewegung für die Rückgewinnung und die Erteilung der Rechtsinhaberschaft für das Gebiet Zacate Grande gegründet, aus der die ADEPZA hervorgegangen ist.

 

In diesen 11 Jahren”, führte Aguilar weiter aus, „haben wir mehrmals mit Facussé verhandelt; die Repression hat jedoch nie aufgehört. Damit sollten wir gespalten werden, während er noch mehr Ländereien und Strände an sich riss”, erklärte Aguilar.

 

Die ADEPZA-Mitglieder haben den Grundbesitzer beschuldigt, eine 20 Kilometer lange Mauer errichtet zu haben, die den Zugang zu den Stränden versperrt. Wenn die Bewohner mit ihren Booten anlegen wollen, werden sie von Facussés Sicherheitsleuten angegriffen.

 

2008 wandten sich die Mitglieder der ADEPZA dann an das honduranische Landwirtschaftsinstitut (INA), um eine Neuvermessung des Landes und die Anerkennung ihrer Eigentumsrechte zu fordern.

 

„Der Staatsstreich brachte diesen Prozess zum Erliegen. Facussé verstärkte die Bewachung der umstrittenen Ländereien, während die Präsenz von Sicherheitsleuten, Polizisten und Angehörigen der Streitkräfte um ein Vielfaches zunahm.

 

Dies alles mündete in eine brutale Repression; es kam zu Zusammenstössen, in deren Verlauf Dutzende festgenommen, geschlagen und verletzt wurden.

 

„Die Radiostation der Gemeinschaft", fuhr das Vorstandsmitglied von ADEPZA fort, „sollte schon mehrfach aus ihren Räumen vertrieben werden. Sie wollen verhindern, dass die Jugendlichen weiter gegen die in Zacate Grande verübten Übergriffe protestieren“.

 

Repression über Repression

 

Die Einwohner der Gemeinschaft Puerto Grande berichteten den Entsandten der Wahrheitskommission (Comisión de Verdad - CdV), die den Ort besuchten, um die Zeugenaussagen der Gewaltopfer aufzunehmen, dass im Juni 2010 Hunderte Polizisten und Angehörige der Streitkräfte die Gemeinschaftsstation umstellten und schliessen wollten.  

 

Im Juli desselben Jahres wurde das Gebiet erneut militarisiert, während Facussé Eigentumsurkunden an Familien aushändigte, die nicht ADEPZA angehörten, und so versuchte, interne Konflikte zu schüren und so den Widerstand zu brechen.

 

Am vergangenen 15. September wurden die Bewohner von Coyolito gewaltsam aus ihren Häusern vertrieben, geschlagen und festgenommen, und am 13. März 2011 fügten Personen, die das Radio ablehnen, dessen Direktor Franklin Meléndez eine Schussverletzung am Bein zu.

 

Schliesslich wurde am 1. April ein Haftbefehl gegen Meléndez, den ADEPZA-Vorsitzenden Pedro Canales und sechs weitere Bewohner ausgestellt.

 

„Für Facussé und die Gerichtsinstanzen, die ihn unterstützen, ist der Anbau von Getreide eine rechtswidrige Besetzung; die Bearbeitung des Landes verursacht Umweltschäden, während die Informationsvermittlung und die Bewusstseinsbildung mit Hilfe der Radiostation mit Steuerhinterziehung gleichgesetzt wird.

 

Die Lage ist sehr ernst. Gegen mehr als 90 Personen liegen Anschuldigungen wegen mehrerer Straftaten vor, 45 erhielten Todesdrohungen. Wir sind dem schutzlos ausgeliefert und bitten die internationale Solidaritätsbewegung, uns nicht allein zu lassen”, erklärte Canales abschliessend.

 

 

Puerto Grande, Zacate Grande, Giorgio Trucchi

Rel-UITA

12. April 2011

 

 

 

 

Fotos: Radiosprecher in Begleitung der Vertreter der CdV (Rel-UITA, Giorgio Trucchi)

     

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