Internationale Menschenrechtsmission abgeschlossen

Anklage gegen Menschenrechtsverletzungen im unteren Aguán-Tal auf internationaler Ebene

     

 

Auf einer Pressekonferenz gaben die honduranischen und internationalen Mitgliedsorganisationen der internationalen Mission, darunter die Rel-UITA, erste Ergebnisse ihrer Untersuchungen im unteren Aguán-Tal bekannt.

 

 

Die internationale Mission, die vom 24. Februar bis zum 5. März 2011 vor Ort die Menschenrechtssituation im unteren Aguán-Tal beobachtete, hat jetzt erste Untersuchungsergebnisse vorgelegt.

 

“Die Misión stellt mit Sorge fest, dass die Repression und Gewaltanwendung gegen Mitglieder der Campesino-Gemeinschaften und Organisationen, die ihr angesichts des unzureichenden Eingreifens der Behörden vollkommen schutzlos ausgeliefert sind, ungebrochen ist.

 

Darüberhinaus ist davon auszugehen, dass die im unteren Aguán-Tail begangenen Kapitalverbrechen unbestraft bleiben, was die Wiederholung von Menschenrechtsverletzungen erleichtert”, heisst es in der Erklärung, die im Verlauf der Pressekonferenz an die anwesenden Medien verteilt wurde.

 

Besonders wird auf die fehlende Aufklärung der 19 Morde verwiesen, die im vergangenen Jahr an Campesinos verübt wurden, sowie darauf, dass bisher keine Haftbefehle erlassen wurden.

 

Hervorgehoben werden auch die vielfältigen Verletzungen des Rechts auf körperliche Unversehrtheit durch Mitglieder der öffentlichen Sicherheitskräfte, aber auch durch private Sicherheitsdienste, die die Anwesen der Grossgrund- und Palmplantagenbesitzer in dem Gebiet schützen.  

Die Mission verwies auf die Notwendigkeit, die ländliche Entwicklung weg vom gegenwärtigen auf Agro-Business und zunehmende Landkonzentration ausgerichteten Ansatz auf eine Politik umzuorientieren, die eine nachhaltige Campesino-Landwirtschaft fördert und eine umfassende Landreform vorantreibt.

 

Weiterhin geht die Erklärung auf Entführungen und Folter sowie auf Fälle von mehrfachen Körperverletzungen und sexuellem Missbrauch ein.

 

“Die Campesino-Familien leben unter dem Eindruck starker Repression, während die Zwangsräumungen fortgesetzt werden. Diese eklatante Verletzung der Menschenrechte macht uns grosse Sorgen”, erklärte der Mittelamerika-Koordinator von FIAN International, Martín Wolpold-Bosien, gegenüber Sirel.

 

Die internationale Mission stellte die absolute Nichterfüllung der mit den Campesino-Organisationen unterschriebenen Vereinbarungen sowie der gesetzlichen Bestimmungen zu Fragen der ländlichen Entwicklung fest und beobachtete ein Besorgnis erregendes Klima der Stigmatisierung und Kriminalisierung des Campesino-Widerstands.

 

Repression, Gewaltanwendung, fehlender Rechtsschutz, Straffreiheit und Schutzlosigkeit der Campesino-Bevölkerung bestehen weiter. Gegen all das werden wir auf internationaler Ebene Anklage erheben”, erklärte Wolpold-Bosien.

 

Vor diesem Hintergrund forderte die internationale Mission die honduranischen Behörden auf, alle verübten Morde und sonstigen Verbrechen aufzuklären und zu bestrafen und unverzüglich die Repression und Verfolgung der Campesino-Bewegung einzustellen.

 

Sie forderte weiterhin die Einhaltung der abgeschlossenen Vereinbarungen sowie der geltenden gesetzlichen Bestimmungen, um den Zugang zum Land sowie zur Gesundheitsversorgung, Bildung und Wohnraum sicherzustellen.

 

Abschliessend betonten die Mitglieder der Mission die Notwendigkeit einer Abkehr vom derzeitigen, auf Agro-Business und Landkonzentration beruhenden ländlichen Entwicklungsmodell, hin zu “einer Politik, die die nachhaltige Campesino-Landwirtschaft und fördert und die Durchführung einer umfassenden Landreform unterstützt”.

 

Die internationale Gemeinschaft wird aufgefordert, durch konkrete, durchgreifende Massnahmen zum verbesserten Schutz von gefährdeten Personen beizutragen und “sicherzustellen, dass ihre Kooperation an die uneingeschränkte Achtung der Menschenrechte geknüpft wird”.

 

Sie sollte weiterhin dafür sorgen, dass ihre finanzielle Zusammenarbeit mit dem Staat oder Privatunternehmen "nicht zu Menschenrechtsverletzungen beiträgt". Die Mission bat darum, alle Vereinbarungen über finanzielle Zusammenarbeit “mit den staatlichen Sicherheitskräften und privaten Unternehmen, die an Gewalttaten, Verfolgungen und Menschenrechtsverletzungen in der Region beteiligt sein könnten“, zu überprüfen.

 

“Dank des Beitrags aller Organisationen, die sich an der Mission beteiligten, wurde sie zur einer sehr bereichernden, wichtigen Erfahrung. Dass wir die Tragödie und das Leid der betroffenen Bevölkerung miterleben konnten, hat bei uns ein starkes Engagement für ihren Einsatz ausgelöst.

 

Wir werden diese Situation sehr genau verfolgen und uns am Kampf für die Menschenrechte und gegen die Straffreiheit beteiligten”, meinte Wolpold-Bosien abschliessend.

 

Der Abschlussbericht wird der Wahrheitskommission (CdV), der Interamerikanischen Kommission für Menschenrechte (IAMRK), dem Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen (MRR), der Europäischen Union und dem Internationalen Strafgerichtshof (IstGH) übergeben.

 

  

Giorgio Trucchi, Tegucigalpa

Rel-UITA

7. märz 2011

 

 

 

 

 

Foto: Giorgio Trucchi

 

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