Die
internationalen Organisationen, die vom 26. Februar bis zum 4. März 2011 die
Menschenrechtslage im unteren Aguán-Tal untersuchten, haben dem Europäischen
Parlament und der honduranischen Gesellschaft ihren Abschlussbericht vorgelegt,
in dem sie die Fortsetzung von gezielten Tötungen, Verfolgung und Straffreiheit
anprangern und Empfehlungen an die honduranischen Behörden und die
internationale Gemeinschaft aussprechen.
Die
schweren Menschenrechtsverletzungen im unteren Aguán-Tal sind erneut Gegenstand
von Diskussionen und Anklagen auf nationaler und internationaler Ebene.
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Bertha oliva |
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Auf
einer Pressekonferenz in Tegucigalpa haben nationale
Menschenrechtsorganisationen1
und die Rel-UITA in Vertretung der Organisationen und Netzwerke, die der
Internationalen Mission2
angehörten, den Abschlussbericht der genannten Mission vorgestellt.
Sie
prangerten die systematische Verfolgung der Campesino-Familien, die Zugang zum
Land und ein menschenwürdiges Leben fordern, ebenso an wie die Konzentration des
fruchtbarsten Landes in den Händen weniger Grossgrundbesitzer und Eigentümer von
Palmplantagen und die in dem Gebiet herrschende Straffreiheit.
“Die
Campesino-Bewegungen sind permanenten Angriffen und Verletzungen ihrer Rechte
wie etwa des Rechts auf Leben, Unversehrtheit, Freiheit und persönliche
Sicherheit, aber auch des Rechts auf Ernährung, Gesundheit, Wohnraum und
Erziehung ausgesetzt, ohne dass die verübten Verbrechen angemessen untersucht
und bestraft werden“, heisst es in der Presseerklärung.
Laut
Abschlussbericht wurden zwischen Januar 2010 und Juni 2011 insgesamt 32
organisierte Campesinos ermordet – neun von ihnen in den vergangenen drei
Monaten –, während sich die Angriffe, Entführungen und gewaltsamen Räumungen
"unter direkter Mitwirkung der öffentlichen und privaten Sicherheitskräfte"
vervielfacht haben.
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Gilda Rivera |
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“In
Honduras müssen wir die Verbrechen, die im unteren Aguán-Tal verübt werden,
auch weiter untersuchen und bekanntmachen. Die Internationale Mission
leistet einen gewichtigen Beitrag, um die angefangene Arbeit fortzusetzen und
die Anklagen weltweit bekanntzumachen”, sagte die Koordinatorin des Komitees der
Angehörigen von verhafteten Verschwundenen in Honduras (COFADEH),
Bertha Oliva.
Wie die
Leiterin des Zentrums für Frauenrechte (CDM), Gilda Rivera,
erklärte, sind die im Abschlussbericht enthaltenen Angaben “sehr gut abgesichert
und das Ergebnis einer gründlichen Arbeit der Internationalen Mission vor
Ort“.
Nach
Ansicht des Exekutivdirektors von FIAN Honduras, Gilberto Ríos,
ist es nötig, den Ursachen der Gewalt und der Menschenrechtsverletzungen im
unteren Aguán-Tal nachzugehen. “Die Ursachen von mindestens 11 bislang nicht
gelösten Landkonflikten bestehen auch weiterhin. Wir brauchen eine öffentliche
Politik, die sich eine wirkliche Landreform und eine Zugangsgarantie der
Campesino-Familien zum Land zum Ziel setzt”, betonte Ríos.
Empfehlungen
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Gilberto Ríos |
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Angesichts dieser Lage rief die Internationale Mission die honduranischen
Behörden auf, alle verübten Morde und sonstigen Verbrechen zu untersuchen und zu
bestrafen und unverzüglich die gegen die Campesino-Bewegung gerichtete
Verfolgung und Gewalt einzustellen. Darüberhinaus verlangte sie die Einhaltung
der gesetzlichen Bestimmungen und der getroffenen Vereinbarungen bezüglich der
Landkonflikte.
Die
internationale Gemeinschaft wurde aufgefordert, der Menschenrechtssituation im
unteren Aguán-Tal mehr Aufmerksamkeit zu schenken und sich verstärkt zu
engagieren.
Besorgnis des Europäischen Parlaments
Der
Abschlussbericht wurde auch mehreren Gremien des Europäischen Parlaments
übergeben. Nach
Angaben von Delegationsmitgliedern in Brüssel wurde der Bericht vom
Unterausschuss für Menschenrechte des Europäischen Parlaments sowie von
Vertretern des Europäischen Rats und des Europäischen Auswärtigen Dienstes
positiv aufgenommen.
Im
Verlauf der öffentlichen Vorstellung wurde deutlich, wie wichtig es ist, die
Gewalttätigkeit und Straffreiheit im unteren Aguán-Tal, die vom Europäischen
Parlament zur Kenntnis genommen und für wichtig gehalten wird, auch weiterhin zu
beobachten.
Gegenüber den internationalen Medien äusserten sich die stellvertrende
Vorsitzende des Unterausschusses für Menschenrechte, Laima
Andrikiené, und der Europaabgeordnete Richard Howitt sehr
besorgt angesichts des “im Land vorherrschenden hohen Grads an Straffreiheit und
der offenbarten Schwierigkeiten, die Menschenrechte im unteren Aguán-Tal zu
schützen”.
Abschliessend baten die Mitglieder der Internationalen Mission die
Vorsitzende der Delegation des Europäischen Parlaments für die Beziehungen zu
Zentralamerika, Emine Bozkurt, beim Besuch der Delegation in Honduras
im kommenden Oktober das untere Aguán-Tal mit einzubeziehen.
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