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Honduras

Exklusivinterview mit Adolfo Pérez Esquivel

Eine Demokratie kann nicht auf Straffreiheit gebaut werden

    

Die notwendige Aufklärung der Menschenrechtsverletzungen während des Staatsstreichs und das Ende der Straffreiheit in Honduras, aber auch die von diesem Bruch der verfassungsmässigen Ordnung für Lateinamerika ausgehende Gefahr und die Rolle der Vereinigten Staaten in diesem Zusammenhang waren einige der Themen, auf die der Friedensnobelpreisträger und Vertreter der Wahrheitskommission Adolfo Pérez Esquivel während seines Honduras-Aufenthalts im Gespräch mit Sirel einging.

 

-Warum haben Sie den Vorschlag angenommen, Mitglied der Wahrheitskommission zu werden, die die während des Staatsstreichs begangenen Verbrechen untersucht?

-Ich bin Überlebender einer Diktatur und weiss, dass ein Staatsstreich immer mit Menschenrechtsverletzungen verbunden ist. Der Mitgliedschaft in der Kommission habe ich zugestimmt, weil sie das Ergebnis einer Initiative von Menschenrechtsorganisationen und der Gesellschaft ist.  

 

Wir dürfen keinen einzigen Staatsstreich in Lateinamerika hinnehmen und müssen für die Stärkung der Demokratie und die Geltung der Menschenrechte als unteilbarem Wert eintreten.

 

-Woran dachten Sie, als Sie vom Staatsstreich in Honduras erfuhren?

-Dass die Mechanismen zur Ausübung der Vorherrschaft weiter intakt sind und dass dieser Angriff auf die Demokratie den ganzen Kontinent betreffen würde.

 

Über die Veränderungen in den Ländern müssen die Völker entscheiden, nicht die Kräfte an der Macht mit Billigung der Vereinigten Staaten.

 

-Wie schätzen Sie die Beteiligung der Vereinigten Staaten am Staatsstreich in Honduras ein?

-Wir wissen aus der Geschichte, dass die Vereinigten Staaten von jeher Staatsstreiche unterstützt haben, um die Länder zu kontrollieren und ihre Interessen zu behaupten. Ohne die Billigung der US-Regierung sind Staatsstreiche in Lateinamerika nicht möglich.  

 

Schauen wir uns doch die Putschversuche in Venezuela, Bolivien und Ecuador an!  Fragen wir uns doch, warum die Vereinigten Staaten in ganz Lateinamerika Militärstützpunkte einrichten! Warum wollen sie immer wieder Diktaturen zum Erfolg verhelfen, während wir Mittel zur Entwicklung der Völker benötigen, keine Projekte, die mit Tod und Unterwerfung verbunden sind.

                                              

-Wie wird die Lage in Honduras andernorts auf dem Kontinent wahrgenommen?

-Seit über 40 Jahren arbeite ich in ganz Lateinamerika, und was heute in Honduras geschieht, betrifft uns alle, indem es das Leben und die Rechte der Völker destabilisiert.

 

Das ist nichts Neues. Wir haben es schon auf dem ganzen Kontinent erlebt, es führt immer zu Repression, Leid, Verlust von Freiheitsrechten, Tod und zur Unterordnung der Ressourcen der Bevölkerung unter die Interessen der grossen Mächte. Das dürfen wir nicht mehr hinnehmen.

 

-Mit welchen Mechanismen können wir verhindern, dass sich diese Geschichte wiederholt?

-Die wirkliche Lösung liegt in der Einheit der Nationen und Völker. Ekuador hat dazu vor Kurzem ein Beispiel geliefert. Die Einheit der UNASUR und die Reaktion ihrer Völker haben dazu beigetragen, dass der Putschversuch keinen Erfolg hatte.

 

Wir akzeptieren keine aufgezwungenen Regierungen mehr. Wir wollen selbst bestimmen. Deshalb bin ich hier und begleite die Wahrheitskommission, um zu sehen, wie international mit dem Thema Honduras umgegangen wird, und um die Vereinigten Staaten aufzufordern, das Selbstbestimmungsrecht der Völker anzuerkennen.  

 

-Was halten Sie vom Friedensnobelpreis für Barack Obama?

-Ich habe Obama geschrieben und ihm gesagt, dass mich diese Preisverleihung überrascht hat und dass er von nun an beim Aufbau des Friedens kohärent sein muss. Das ist er jedoch eindeutig nicht.

 

-Ihr Land, Argentinien, hat eine brutale Diktatur durchgemacht, und sein Volk musste fast 30 Jahre warten, bis seine Peiniger ins Gefängnis kamen. Welchen Rat würden Sie dem honduranischen Volk, das Gerechtigkeit fordert, geben?

-Die Straffreiheit von Rechts wegen darf nicht hingenommen werden, weil eine Demokratie nicht auf Straffreiheit gebaut werden kann. Wir müssen weiter darauf hinarbeiten und darauf bestehen, dass diejenigen, die Verbrechen begangen haben, vor Gericht gestellt werden. Das Volk hat einen Anspruch darauf.

 

-Das honduranische Regime hat eine Wahrheits- und Versöhnungskommission eingesetzt. Wie glaubwürdig ist die Ihrer Ansicht nach?

-Die Aussöhnung ist nichts inhaltsloses. Es gibt keine Versöhnung, die nicht auf Wahrheit, Gerechtigkeit und Wiedergutmachung für die Opfer beruht und von der Reue derer begleitet wird, die die Verbrechen verübt haben. Das ist bei der Regierungskommission nicht gegeben.  

 

-Porfirio Lobo und Barack Obama haben übereinstimmend erklärt, wir sollten nicht mehr zurück-, sondern in die Zukunft schauen, um Fortschritte zu erzielen.  

-Das ist unmoralisch, denn es würde die begangenen Verbrechen rechtfertigen. Was soll aus den Opfern, aus den Familien werden? Sollen wir sie vergessen und verscharren?

 

Die Erinnerung ist wichtig, nicht etwa, um in der Vergangenheit zu beharren, sondern damit sie uns in der Gegenwart einen Weg weist, wie wir dem Leben einen Ort und eine Zukunft geben können. Die Völker, die behaupten, wir sollten nicht zurückschauen, werden dieselben Grausamkeiten, dieselben Ungerechtigkeiten wiederholen.

 

-Wie wichtig ist eine Wahrheitskommission, die die strukturellen Ursachen des Putschs untersuchen und die Schuldigen benennen will, für Honduras?

-Weder lässt sich die Wahrheit verbergen, noch kann das Ansehen der Regierung wiederhergestellt werden. Die Wahrheitskommission will dieser Wahrheit auf den Grund gehen und die Schuldigen finden, um sie vor ein honduranisches oder internationales Gericht zu stellen. Nur so lässt sich sicherstellen, dass sich das nie wiederholt.


A necessidade de esclarecer as violações dos direitos humanos durante o golpe e de romper o círculo de impunidade em Honduras, assim como a ameaça representada por essa ruptura constitucional para a América Latina e o papel desempenhado pelos Estados Unidos neste contexto, são alguns dos temas abordados pelo Prêmio Nobel da Paz e representante da Comissão da Verdade (CdV), Adolfo Pérez Esquivel, em entrevista concedida ao Sirel durante a sua estada em Honduras.

 


 
-Por que o senhor decidiu

  

 

 Giorgio Trucchi, Tegucigalpa

Rel-UITA

6. abril 2011

 

 

 

 

Foto: Rel-UITA

 

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