Brasil  

 

Mit Neuza Barbosa de Lima

Auch Brasilien entgeht

der internationalen Realität nicht

Im Rahmen der Internationalen Konferenz des Milchsektors der IUL/UITA sprach Sirel mit Neuza Barbosa de Lima, Vizepräsidentin des IUL-Exekutivkomitees und Vorsitzende der Föderation der Beschäftigten der Nahrungsmittelindustrie von São Paulo (FETIASP).

 

-Welches Gewicht hat der Milchsektor konkret im Bundesstaat São Paulo und welche Bedeutung hat er für FETIASP?

-Es ist ein wichtiger Sektor für den Staat und die Föderation, wir haben zahlreiche Mitgliedsgewerkschaften, darunter auch die nach der Anzahl der Arbeitnehmer bedeutendste Organisation. Allein im Staat São Paulo beschäftigt der Sektor über 20.000 Personen, vor allem in der Hauptstadt, wo die wichtigsten Unternehmen ansässig sind.

 

 -Gibt es einen grossen Unterschied zwischen dem Erzeugerpreis und dem Endverkaufspreis an die Kunden?

-Ja, er ist ziemlich gross. Zur Zeit erhalten die Erzeuger für den Liter Milch zwischen 0,60 und 0,70 Real (0,25 bzw. 0,29 Euro), während er für rund 1,60 Real (0,66 Euro) an die Kunden abgegeben wird. Je nach Ertrag variiert der Preis jedoch und kann bis auf 2.20 Real (0,90 Euro) steigen.

 

-Weltweit ist auf dem Markt eine Tendenz zur zunehmenden Konzentration der Produktion in den Händen weniger Unternehmen zu beobachten. Trifft das auch auf Brasilien zu?

-Sicher, auch Brasilien entgeht der weltweiten Markttendenz nicht. In einer ersten Phase kaufte Parmalat die kleinen Firmen vor Ort, doch nach der Krise, von der dieses transnationale Unternehmen betroffen war, begannen andere Firmen mit dem Erwerb von Marktanteilen; so hat z.B. Perdigão unter anderem Batavo und Elegé übernommen.

Hier liegt eines der Hauptprobleme, vor dem der Sektor in unserem Land steht, denn dieser Konzentrationsprozess auf wenige Unternehmen beeinträchtigt die kleinen Erzeugerbetriebe und die verarbeitende Industrie und führt direkt zum Verlust von Arbeitsplätzen.

 

-Wie hoch ist der Frauenanteil im brasilianischen Milchsektor?

-Zwischen 20 und 30 Prozent der Arbeitskräfte sind Frauen, aber in diesem Sektor sind es vor allem männliche Arbeitskräfte.

 

-Wie sind die Arbeitsbedingungen hinsichtlich gesundheitlicher Probleme?

-Berufskrankheiten sind sehr häufig, vor allem infolge der abrupten Temperaturschwankungen in dieser Industriebranche, aufgrund derer Atemwegserkrankungen zunehmen. Damit sind nicht nur die sich wiederholenden Belastungsverletzungen (RSI) ein Problem für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer des Sektors, sie müssen sich jetzt mit Lungenentzündungen, Grippeerkrankungen usw. auseinandersetzen.

 

-Hat es bei der arbeitsmedizinischen Kontrolle Fortschritte gegeben?

-Ja, zur Zeit finden zahlreiche Inspektionen statt und die Vorschriften zur Regelung der Gesundheits- und Sicherheitsbedingungen am Arbeitsplatz greifen, weshalb die Zahl der Berufskrankheiten zurückgegangen ist.  

 

-Vor welchen Herausforderungen steht die FETIASP im Milchsektor?

-Eines unserer Hauptziele ist es, den im Sektor beobachteten Konzentrationsprozess in wenige Unternehmen abzufedern, damit die kleinen Erzeugerbetriebe nicht verschwinden. Die Föderation hat sich daher in Verhandlungen mit der Regierung des Staates São Paulo dafür eingesetzt, dass die Steuern für kleine und mittlere Erzeuger gesenkt werden, um sie im Staat zu halten.  

Gleichzeitig haben wir erreicht, dass von diesen Erzeugern hergestellte frische Milch im Rahmen von Sozialprogrammen und in öffentlichen Schulen abgegeben und damit ihr Marktanteil erhöht wird.

 

-Welche Erwartungen hast du an die Milchkonferenz der IUL/UITA?

-Der Erfahrungsaustausch mit anderen Ländern spielt eine sehr positive Rolle zur Stärkung der Stellung der Arbeitnehmer, vor allem wenn es darum geht, Lösungen für die Probleme zu finden, vor denen der Milchsektor in aller Welt steht.

 

  

Amalia Antúnez, Montevideo

Rel-UITA

5. März 2010

 

 

 

 

   more information

 

  UITA - Secretaría Regional Latinoamericana - Montevideo - Uruguay

Wilson Ferreira Aldunate 1229 / 201 - Tel. (598 2) 900 7473 -  902 1048 -  Fax 903 0905