Auf dem Weg zu einer
IUL-Berufsgruppenorganisation für den Milchsektor
Am 12.
März ist die IUL-Weltkonferenz des Milchsektors, zu
der über 120 Teilnehmer aus 22 Ländern nach Buenos
Aires und Sunchales gekommen waren, zu Ende
gegangen.
Im Verlauf des zweiten und letzten Konferenztags
stellten mehrere Delegierte aus Europa, unter
anderem aus Dänemark, Deutschland,
Frankreich, Schweden und Spanien
sowie aus Südafrika, zusammenfassende
Diagnosen zur Lage des Sektors in ihren Ländern
sowie zur Situation der Gewerkschaften.
Dabei ergaben sich zahlreiche Gemeinsamkeiten, aber
auch einige Differenzen zu den Beiträgen mehrerer
lateinamerikanischer Vertreter vom Vortag, die
besonders die permanenten Schwierigkeiten im Umgang
mit mehreren Firmen, vor allem aber mit dem
transnationalen Unternehmen
Nestlé
hervorhoben.
Anschliessend ging der Generalsekretär der
Milcharbeiter Neuseelands (NZDWU),
James Ritchie, auf die Milcherzeugung und
–verarbeitung in seinem Land ein. Dabei beschrieb er
die Hauptschwierigkeiten, vor denen die
neuseeländische Gewerkschaftsbewegung angesichts der
neuesten Welle neoliberaler Massnahmen der
derzeitigen Regierung Neuseelands steht. Er
betonte, dass die NZDWU mit ihren 7 Tausend
Mitgliedern trotzdem gut aufgestellt ist.
“Die
Herstellung von Milchprodukten ist für unser Land
lebensnotwendig, denn sie ist sein wichtigster
Exportzweig”,
betonte er und lieferte damit einen der Gründe,
weshalb die Gewerkschaft nicht allzu heftig
angegriffen wurde. Gleichzeitig unterstrich
Ritchie die Bedeutung der Zusammenarbeit mit
anderen Gewerkschaften des Sektors und betonte
ausdrücklich das gute Verhältnis zum Verband der
Beschäftigten der argentinischen Milchindustrie (ATILRA).
Im Verlauf des anschliessenden Programmpunktes,
„Analyse des internationalen Milchsektors. Die
Perspektive des MERCOSUR” stellte Enildo
Iglesias in Vertretung des
lateinamerikanischen Regionalsekretariats der
IUL/UITA eine Zusammenfassung seines Berichts „Die
Milchindustrie im südlichen Südamerika aus Sicht der
Gewerkschaften”
vor, der eines der grundlegenden Dokumente dieses
Kongresses war.
Iglesias
betonte, es handele sich um einen vorläufigen
Bericht, der auf der Grundlage der Beiträge der
Konferenzteilnehmer noch einmal überarbeitet und
erweitert werden müsse. Im Verlauf seiner
Vorstellung legte er nicht nur wertvolles
Zahlenmaterial und umfangreiche quantitative
Information vor, sondern betonte auch, dass alle
Mitgliedsländer des MERCOSUR mit der Veräusserung
des Landes, einer für die Milcherzeugung
wesentlichen Ressource, an ausländisches Kapital und
seiner Konzentration zu kämpfen haben.
Iglesias
unterstrich zugleich die Notwendigkeit, angesichts
der sich zuspitzenden weltweiten
Wasserversorgungskrise den hohen Wasserverbrauch bei
der Erzeugung zu analysieren.
Bezüglich der Tierzucht- und -nutzungsverfahren ging
er auch auf die zunehmende Sorge von
Verbraucherschutzgruppen um die Tiergesundheit ein
und warnte vor der Verwendung
des in
mehreren Ländern der Region verwendeten und von
Monsanto vertriebenen Rinderhormons, mit dem der
Ertrag der Rinder erhöht werden soll, was mit
spürbaren Gefahren für die Gesundheit der Tiere und
der Verbraucher verbunden sei.
Zum Abschluss seines Vortrags ging er auf die
Lage der Gewerkschaften in den Erzeugerbetrieben
sowie in der verarbeitenden Industrie ein und
stellte mehrere Ansätze für die weitere Arbeit in
den Raum.
Anschliessend war der für den Milchsektor zuständige
Staatssekretär Arturo Jorge Videla
an der Reihe, der das besondere Interesse und die
Unterstützung der argentinischen Regierung für den
Sektor hervorhob; darauf sei es zurückzuführen, dass
mittlerweile ein weitgehend ausgearbeiteter Entwurf
eines Programms für den Milchsektor vorliege, das
Zielvorgaben für das Land formuliere, die
Zuständigkeiten, Rechte und Pflichten der einzelnen
Akteure des Sektors definiere und klare, auf der
Grundlage von Dialog, Austausch und Vereinbarungen
erzielte politische Kriterien enthalte.
Die detaillierte Vorstellung des Programms wurde vom
regionalen Direktor für sektorspezifische
strategische Planung, Roberto Socin,
übernommen, der selbst einen Milcherzeugerbetrieb
leitet.
Ein Beitrag von IUL-Generalsekretär Ron
Oswald bildete den Abschluss der Konferenz.
Darin beglückwünschte er die Organisatoren, mit
ATILRA an erster Stelle, und unterstrich, dass
mit der Konferenz ein lang gehegter Traum in
Erfüllung gegangen sei.
Die spanische Delegation schlug die Schaffung einer
internationalen IUL-Berufsgruppenorganisation für
den Milchsektor vor,
wofür sie die Unterstützung mehrerer Delegationen
erhielt. Auch Oswald stimmte der Initiative
zu und kündigte an, dass er sie dem internationalen
Exekutivkomitee der IUL/UITA zur Prüfung
vorlegen wird. Er lud ATILRA in der Person
ihres Generalsekretärs Héctor Ponce
ein, an der Sitzung teilzunehmen und dort den
Vorschlag einzubringen, was von dem argentinischen
Gewerkschafter angenommen wurde.
Ron
Oswald wies darauf hin, dass der Vorschlag
nur dann verwirklicht werden kann, wenn die
Mitgliedsorganisationen die Verantwortung dafür
übernehmen.
Zugleich zeigte er sich zuversichtlich, dass dies
der Fall sein werde.
Die meisten ausländischen Delegationen nahmen
anschliessend an einem Besuch in Sunchales in
der Provinz Santa Fe teil, wo sie
Berufsbildungseinrichtungen, das nationale
Agrarforschungsinstitut (INTA), den
Industriebetrieb der Genossenschaft Sancor
und selbstverständlich Einrichtungen der
Gewerkschaft ATILRA besuchten. Besonders zu
erwähnen ist hier das Krankenhaus “Clínica
10 de Septiembre“,
das dank seiner erstklassigen Ausstattung eine
umfassende Versorgung der Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer der Region gewährleistet.