Brasil - FERAESP
Mit Elio Neves
Während die Zuckerrohrarbeiter über Lohnerhöhungen
verhandeln, werden die Mobilisierungen von Tag zu Tag
stärker |
Die Zuckerrohrschneider in der
Landarbeitergewerkschaft des Bundesstaats Sao
Paulo (FERAESP), der gröβten gewerkschaftlichen
Organisation der landwirtschaftlichen
Beschäftigten Brasiliens, verhandeln über
Lohnerhöhungen.
Sirel spricht mit dem Vorsitzenden der
Organisation, Elio Neves, über den Stand der
Verhandlungen und der Mobilisierungen.
-Wie ist es zu der jetzigen Verhandlungsrunde
gekommen?
-Dieses Jahr wollte die FERAESP mit den
Rohrzuckerfabrikanten auf bundesstaatlicher
Ebene verhandeln; die “usineros” haben sich in
zwei Verbänden zusammengeschlossen:
Zuckerhersteller und Äthanolproduzenten.
Am vergangenen 5. Juni fand ein Treffen im
regionalen Arbeitsamt von Sao Paulo statt, bei
dem sich die Arbeitgeberverbände geschlossen
weigerten, mit der
FERAESP
zu verhandeln.
Am gleichen Tag begannen Arbeitsniederlegungen
in zwei Rohrzuckerfabriken in Araracuara
und in Barrinha. Da eine einheitliche
Verhandlung unmöglich war, haben die
Gewerkschaften Verhandlungen auf Betriebsebene
gefordert, während gleichzeitig die
Mobilisierungen im Bundesstaat Sao Paulo
begannen.
-Hat sich in der Zwischenzeit etwas an dieser
Situation geändert?
-Ja, zur Zeit finden Verhandlungen auf
betrieblicher und regionaler Ebene statt. Wir
haben bereits mehrere Vereinbarungen
unterschrieben, einige nach Streiks, andere kurz
vor Streikbeginn.
An der Mobilisierung
beteiligen sich 150
Tausend Landarbeiter des
Rohrzucker-Sektors |
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-Wie sehen die getroffenen Vereinbarungen aus?
-Nach unserer Einschätzung haben wir
repräsentative Erfolge erzielt, die teilweise
sogar über die Verhandlungsergebnisse der
Rohrzuckerfabrikanten und der Gewerkschaften in
anderen Sektoren hinaus gehen.
Um das etwas näher zu erklären: Zur Zeit führen
drei Sektoren Verhandlungen: die Beschäftigten
in der Industrie, im Transport und wir, die
Landarbeiter. Während die Industrie- und
Transportsektoren Lohnerhöhungen von 5 Prozent
vereinbart haben, liegen unsere Abschlüsse bei
15 bis 20 Prozent, und das im Rahmen einer
Mobilisierung im ganzen Bundesstaat. Heute
beginnen wir zum Beispiel einen Streik in der
Region Diamantina.
-Welche Laufzeit haben die Vereinbarungen?
-In der Regel gelten die Erhöhungen für ein Jahr.
-Wieviele Firmen haben der Erhöhung bereits
zugestimmt?
-Mit fast 30 Prozent aller Firmen wurden
mittlerweile Vereinbarungen unterschrieben. Das
gröβte
Unternehmen des Sektors, die COSAN-Gruppe mit
18 Rohrzuckerfabriken und 22 Tausend
Arbeiterinnen und Arbeitern, zahlt die
niedrigsten Löhne im Staat; hier müssten die
Bezüge um rund 25 Prozent angehoben werden,
damit sie auf das Niveau steigen, das wir gerade
vereinbaren.
Da COSAN eine Erhöhung in dieser
Gröβenordnung ablehnt und die Arbeitnehmer nicht
bereit sind, niedrigere Löhne zu akzeptieren,
befinden wir uns mitten in einer groβen
Kraftprobe. Wenn die COSAN-Gruppe
nachgibt, werden alle anderen folgen. Das ist
die eigentliche Kraftprobe.
Die "arme"
COSAN-GRUPPE
●
Eigentümerin der gröβten Rohrzuckerfabrik
der Welt, Da Barra, im Bundesstaat Sao
Paulo.
● 2,4 Mio.
Tonnen Zucker bei der Ernte 2004. Das
entspricht 50 Prozent der Produktion
Australiens, genug für 70 Tassen Kaffee für
jeden Bewohner der Erde.
● 1 Mrd.
Liter Äthanol bei der Ernte 2004 verkauft.
Damit können 455.000 Autos ein Jahr lang
versorgt werden.
● 230.000
Hektar von der Firma bewirtschaftet. Das
entspricht der Fläche der Städte Sao Paulo
und Belo
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-Wieviele Landbeschäftigte betrifft die
Lohnverhandlung insgesamt?
-An der Mobilisierung beteiligen sich 150
Tausend Landarbeiter des Rohrzucker-Sektors.
-Wie schätzt ihr die Lage ein, werden sich die
Fronten in den Verhandlungen verhärten?
-Davon gehen wir aus.
Die Verhandlungen werden tendenziell härter,
weil die Zucker- und Alkoholpreise auf dem
Binnenmarkt fallen. Das liefert den Unternehmen
Argumente für ihre Verhandlungsführung, obwohl
sie die niedrigeren Preise nicht spüren; bisher
sind nämlich die Preise deutlich gestiegen, so
dass ihnen immer noch eine relativ groβe
Gewinnspanne bleibt.
Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass wir
es mit einem sehr starken Sektor zu tun haben,
einem der stärksten
Brasiliens,
weshalb die Verhandlungen von Tag zu Tag härter
werden. Andererseits nehmen auch die
Mobilisierungen zu; wir werden also sehen, wie
weit wir kommen, zumal wir keinen konkreten
Zeitpunkt für die Beendigung unserer Aktionen
haben.
Damit kann dieser Prozess der Verhandlungen auf
Betriebsebene unter Umständen bis Anfang
September dauern.
Carlos Amorín
©
Rel-UITA
29. Juni 2007 |
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