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Zum ersten Mal in 
fünf Jahren haben die Tötungsdelikte  
um zweitausend Fälle zugenommen. 
  
In dem nach 
Umfragen eines internationalen Meinungsforschungsinstituts glücklichsten Land 
der Welt sterben jede 
Stunde zwei Menschen einen gewaltsamen Tod. 
   
  
Jeden Tag liegen 48 
Kolumbianerinnen und Kolumbianer leblos auf der Strasse, nachdem sie eine Kugel 
oder ein Messer niedergestreckt hat. Im vergangenen Jahr kamen 17.717 
Kolumbianerinnen und Kolumbianer gewaltsam ums Leben. 
2008 waren es 15.250.  
  
Seit 2004 
verzeichnete in Kolumbien 
diese Statistik, die von der Gerichtsmedizin in ihrem in diesem Monat 
vorgestellten Jahresbericht “Forensis, 
Zahlen für das Leben” 
vorgelegt wurde, keinen derart drastischen Anstieg.   
  
In Bogotá stieg die Zahl der Morde 
auf 1.649. Dagegen erlagen 2008 1.466 Einwohner Bogotás einem Tötungsdelikt. 
  
Nach Angaben des 
Berichts ist Selbstmord die vierthäufigste Ursache eines gewaltsamen Todes in
Kolumbien. 
  
  
Im vergangenen Jahr beschlossen 
1.845 Personen, ihrem Leben ein Ende zu setzen, im Vergleich zu 1.841, die diese 
Entscheidung 2008 getroffen hatten. 
Die meisten 
Selbstmorde entfielen auf Männer (1.480), die sich zwischen 18.00 und 21.00 Uhr 
das Leben nahmen. Dagegen töteten sich Frauen zwischen 12.00 und 17.00 Uhr.   
  
Wie schon in 
früheren Jahren geschahen die meisten Selbstmorde am Sonntag. Auf diesen Tag 
entfielen auch fast alle anderen gewaltsamen Verhaltensweisen wie Misshandlungen 
in der Ehe oder von älteren Menschen und Körperverletzungen.  
  
Mittwoch ist der 
Tag, an dem im statistischen Mittel die wenigsten Minderjährigen angegriffen 
wurden. Von 14.094 registrierten Fällen entfielen im vergangenen Jahr 2.167 auf 
diesen Tag. 
  
Im vergangenen 
Jahr wurden in Kolumbien 
bei tätlichen Auseinandersetzungen 69.158 Personen verletzt (189 pro Tag), 
21.612 wurden vernommen, nachdem sie Anzeigen wegen erlittener sexueller Gewalt 
gestellt hatten (59 pro Tag),  und jede Stunde wurden 88 Kinder von ihren 
Vätern, Stiefvätern, Müttern und anderen Familienangehörigen misshandelt. 
 
  
Die Statistiken 
sind somit ein trauriger Beleg dafür, dass in 
Kolumbien 
das Leben nichts wert ist.   
  
Bei fast allen 
Indikatoren wie Körperverletzung und familiärer und sexueller Gewalt lassen sich 
Zunahmen feststellen. Dagegen ging bei Verkehrsunfällen die Zahl der Verletzten 
zurück (von 45.888 im Jahr 2008 auf 39.167 im Jahr 2009); sie bereiten den 
Behörden jedoch weiter Sorgen und sollten nach Auffassung des 
Unfallverhütungsfonds “ganz oben auf der öffentlichen Tagesordnung stehen”. 
  
Auffallend ist die 
Lage in Antioquia, dem 
Departement mit den meisten Tötungsdelikten (4.481) und Selbstmorden (292), 
dessen Hauptstadt  Medellín 2009 auch die meisten Morde meldete: 2.186.  
Die Situation in 
diesem Departement erweist sich bei einer näheren Betrachtung der 
gerichtsmedizinischen Angaben im Vergleich zu 2008 als noch besorgniserregender: 
Tötungsdelikte (2.399), Selbstmorde (276) und Morde in Medellín (1.066). Aus 
einer Analyse der einzelnen Gemeinden ergibt sich, dass die meisten Mordfälle 
auf Itagüí (332), ebenfalls in Antioquia gelegen, entfallen. 
  
Verschwundene: 18.236 im Jahr 2009 
  
Die Zahlen sprechen für sich: 
während 2007 4.323 Personen im Land verschwunden waren, stieg diese Zahl 2008 
auf 15.696. Im vergangenen Jahr stiegen die Angaben erneut, als 18.236 als 
verschwunden gemeldet wurden.   
  
Der Bericht 
Forensis 2009 belegt, dass diese Zunahme dann erfolgte, wenn Behörden wie das 
technische Aufklärungsteam, die Einheit für Gerechtigkeit und Frieden bei der 
Staatsanwaltschaft und die Kommission für die Suche nach verschwundenen Personen 
breit angelegte Veranstaltungen durchführten, dank derer es möglich war, in 
bestehenden Archiven im ganzen Land seit den 90er Jahren erfasste Fälle zu 
registrieren.  
  
Da es keine 
Begrenzungen hinsichtlich des Datums des Verschwindenlassens gibt, wurden Fälle 
seit Anfang des 20. Jahrhunderts erfasst. Mit 3.976 Personen, davon 471 im Jahr 
2008, ist Antioquia das Departement mit den meisten Verschwundenen. Darauf 
folgen der Hauptstadtbezirk mit 3.769 Anzeigen dieser Art, wovon 3.279 auf 2008 
entfallen, Valle del Cauca mit 1.926, Putumayo mit 769 und Tolima mit 561 
Anzeigen. 
Von den im Jahr 
2009 erfassten Verschwundenen sind 1.786 junge Frauen zwischen 10 und 20 Jahren, 
8 sind Kinder zwischen 0 und 2 Jahren, 3.237 Männer über 50 Jahre, und 500 
Frauen zwischen 30 und 40 Jahren. 
  
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