-Wer war ihr Gegenspieler in diesem Konflikt?
-Auf Arbeitgeberseite waren es die Unternehmen im Argentinischen Verband des
Hotel- und Gaststättengewerbes (FEHGRA), in dem 90 Prozent der
Betriebe mit rund 200 Tausend Beschäftigten zusammen gefasst sind. Der
Verband vertritt Cafés, Restaurants und Ein- bis Vier-Sterne-Hotels. Ihr
erinnert euch vielleicht, dass mit den Fünf-Sterne-Hotels bereits eine
Lohnerhöhung und die Anerkennung der Kategorien vereinbart wurde, was
Vorstufe und Bezugspunkt für diese Verhandlungen war.
-Was sieht der Abschluss im Einzelnen vor?
-Wir haben rückwirkend zum 1. Juni Erhöhungen in einer mit den
Fünf-Sterne-Hotels vergleichbaren Gröβenordnung,
also je nach Kategorie zwischen 18 und 26 Prozent, durchgesetzt, vor allem
in den Drei-Sterne-Häusern, in denen die meisten Beschäftigten arbeiten.
Sobald die jetzige Lohnerhöhung ab April 2008 fester Bestandteil des Gehalts
wird, tritt automatisch eine 30-prozentige Erhöhung auf die jetzt
vereinbarte Erhöhung in Kraft. Um es noch einmal klar zu machen: Wenn ich
jetzt 200 Pesos Lohnerhöhung erhalte, kommen im April 2008 weitere 30
Prozent auf diese Summe hinzu, also 60 Pesos.
-Im April 2008 gibt es also eine neue Verhandlungsrunde?
-Das ist richtig. Verhandlungsgrundlage wird die Entwicklung der
Lebenshaltungskosten bis zu dem genannten Zeitpunkt sein.
-Das bedeutet eine eindeutige Einkommensverbesserung…
-Ja, und zwar nach Regionen gestaffelt im ganzen Land. Zunächst haben wir
eine Grundvereinbarung ausgehandelt, die anschlieβend
durch Sondervereinbarungen für die Provinzen Calafate, Feuerland und die
Hauptstadt ergänzt wurde. In der Stadt Buenos Aires erhalten die
Beschäftigten 16 Prozent mehr als im Landesinnern, da wir der Auffassung
sind, dass es deutliche Kaufkraftunterschiede zwischen den Regionen gibt,
dass in manchen der Tourismus stärker ist als in anderen und dass es
unterschiedliche Arten von – teurem und weniger teurem – Tourismus gibt.
-Welche Aktionen hattet ihr geplant, die Dank des Abschlusses jetzt nicht
mehr nötig sind?
-Für heute waren Demonstrationen und “Mahnwachen” vor bestimmten Hotels und
Restaurants geplant, und wir waren schon auf einen vollständigen
landesweiten Streik am 20. vorbereitet, wenn hier in Argentinien der
mittlerweile traditionelle “Tag des Freundes” gefeiert wird, an dem die
Restaurants von morgens bis abends voll sind. Die Presse hatte darüber
ausführlich berichtet, und die Bevölkerung war sehr gespannt.
-Welche Rolle hat das Arbeitsministerium gespielt?
-Wir hatten darum gebeten, den Arbeitgeberverband zu den Verhandlungen zu
laden, und meiner Ansicht nach spielte die stellvertretende
Arbeitsministerin, Noemí Rial, eine wichtige Rolle, denn sie nahm mit
ihren wichtigsten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an den Verhandlungen
teil und forderte uns dazu auf, zu einer Einigung zu gelangen.
Zwischenzeitlich hieβ
es sogar: “Niemand verlässt den Raum, bevor eine Einigung erzielt ist”.
Dabei stand auch eine mögliche “obligatorische Schlichtung” durch das
Ministerium im Raum, womit wir keinerlei Kampfmaβnahmen
hätten ergreifen können. Wir hatten unsererseits klar gestellt, dass wir
eine mögliche Entscheidung auf der Grundlage dieser Bestimmung vor dem am
Freitag, dem 20. Juli, geplanten Streik nicht anerkennen würden. Schlieβlich
haben wir heute morgen um 3 die Einigung erzielt, die zwar nicht alle unsere
Forderungen erfüllt, von der wir aber glauben, dass sie sich ihnen
weitgehend annähert.
Die Lohnerhöhungen gleichen nicht nur die Inflation aus, sondern
machen verlorenes Terrain bei den Einkommen wieder gut.
Carlos Amorín
© Rel-UITA
19. Juli 2007 |
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