Lateinamerikanischer Verband der
Coca-Cola-Beschäftigten (FELATRAC) als
Vertretung von 60 Gewerkschaften aus
zehn Ländern der Region konstituiert.
Der FELATRAC wurde am 7. Mai in
Buenos Aires ins Leben gerufen.
Seine Gründung stellt einen
entscheidenden Schritt auf dem Weg zur
Stärkung der Gewerkschaften dar und ist
das direkte Ergebnis der Strategie der
politischen Demokratisierung und
Aufgabendezentralisierung, wie sie bei
den letzten Regionalkonferenzen der
UITA von unseren
Mitgliedsorganisationen verabschiedet
wurde. Unter der Bezeichnung
Berufsgruppenabteilungen wurden bei
der 10. Lateinamerikanischen
Regionalkonferenz der UITA (Buenos
Aires, 1991)
sektorspezifische Handlungsebenen
geschaffen. Diese Treffpunkte sollten
dazu dienen, die Zersplitterung von
Energien und Ressoucen zu vermeiden,
unsere aktive Arbeit zusammenzufassen
und eine breitere Partizipation
anzuregen und damit zu einer Ausweitung
und Vertiefung der kollektiven
Reflexions- und Handlungsprozesse in der
gesamten Region beizutragen.
“Die Abteilung Getränke konstituierte
sich 1998 während des Regionaltreffens
der Beschäftigten der Getränkeindustrie
in Minas, Uruguay”,
erinnert sich Raúl Álvarez,
Generalsekretär des Argentinischen Bunds
der Beschäftigten der
Erfrischungsgetränkeindustrie (Federación
Argentina de Trabajadores de Aguas
Gaseosas, FATAGA) und neu gewählter
Präsident des FELATRAC. “Bei
diesem Treffen”, führt Álvarez
weiter aus, “wurden mehrere
Handlungslinien vereinbart mit dem Ziel,
den Kampf der Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer unseres Sektors effizienter
und wirksamer zu gestalten. Diese
Verantwortung haben wir seitdem
gemeinsam mit dem UITA-Regionalsekretariat
wahrgenommen”.
Antonio Adourián,
Vorsitzender der Gewerkschaft der
Beschäftigten von Coca-Cola Uruguay (Sindicato
de Trabajadores de Coca Cola de Uruguay)
betont, dass “die Solidarität eine der
Eigenschaften ist, die ich am meisten an
der UITA und ihren
Mitgliedsorganisationen schätze. Nach
dem Staatsstreich in Uruguay bin
ich nach Argentinien gegangen und
wurde dort von den Kollegen der
FATAGA aufgenommen. Anlässlich der
Gründung des Lateinamerikanischen
Bunds der Coca-Cola–Beschäftigten
denke ich heute an viele Kollegen,
besonders aber an Enildo Iglesias
und Dan Gallin, den ich 1971 in
Buenos Aires kennen gelernt habe.
Dass wir heute so weit gekommen sind,
haben wir zu einem grossen Teil der
Arbeit und politischen Vision zu
verdanken, mit der diese und zahlreiche
andere Kollegen der UITA all die
Jahre gehandelt haben”, betont
Adourián.
Im Namen der Delegation aus Brasilien
betonten deren Teilnehmer Siderlei de
Oliveira (CONTAC)
sowie Antonio Filho und Artur
Bueno Camargo (CNTA),
dass die aktuellen Herausforderungen nur
auf dem Weg der Aktionseinheit zu
bewältigen sind. Ein Beispiel für eine
Erfolg versprechende Arbeit sei die
gemeinsame Vorgehensweise während der
Krise des transnationalen Unternehmens
Parmalat in Brasilien
gewesen.
Carmargo
und Siderlei berichteten auch
davon, wie sie nach ihrer
Kontaktaufnahme mit der UITA Ende
der 70er Jahre den bewunderswerten
Einsatz der guatemaltekischen
Gewerkschaft der Beschäftigten des
zentralen Abfüllwerks (STECSA,
Coca Cola, Guatemala) kennen
lernten. Wie der CONTAC-Vorsitzende
Siderlei erklärte, “gab es
während der brasilianischen
Militärdiktatur in den Studiengruppen
kein Thema, das die Kolleginnen und
Kollegen mehr bewegte als der Kampf von
STECSA und der von der UITA
aus Solidarität mit den
guatemaltekischen Kollegen organisierte
Boikott von Coca-Cola”.
“Die Verbandsgründung ist kein Zufall”,
ergänzt Camargo, “sondern das
Ergebnis eines langen Prozesses, dessen
Fortschritte besonders der Unterstützung
des Bildungsprogramms und der
Solidarität der schwedischen
Arbeiterbewegung sowie der jahrelangen
Arbeit des UITA-Regionalsekretariats
zu verdanken sind, und das zur
Konsolidierung der gewerkschaftlichen
Organisation der Beschäftigten im
Nahrungsmittel- und Ernährungssektor in
der ganzen Region, vor allem aber in
Brasilien beigetragen hat. Wir
bekommen nichts geschenkt. Der
FELATRAC beginnt an der Basis als
Antwort auf unsere Forderungen und
Bedürfnisse. Er ist kein ´zusätzlicher
Apparat´, der für die Coca-Cola-Beschäftigten
geschaffen wird. Ganz und gar nicht. Die
Organisationen, die dieses
transnationale Unternehmen in
Lateinamerika vertreten, haben
FELATRAC aufgebaut und dabei die
unterschiedlichen Geschwindigkeiten und
Gewerkschaftskulturen berücksichtigt.
Das ist äusserst wichtig und ermutigt
uns, den von uns eingeschlagenen Weg
weiter zu verfolgen”, betont der CNTA-Vorsitzende
Camargo.
FELATRAC
vertritt 60 Gewerkschaften in 10 Ländern
der Region. Er stärkt die Stellung der
Beschäftigten von Coca-Cola
während der Verhandlungen und bei der
Suche nach neuen strategischen
Bündnissen. Der Verband, für den die
Repräsentativität der UITA bei
den Gewerkschaftsorganisationen im
Coca-Cola-System ein politisches
Kapital darstellt, ist darüber hinaus
für Tausende Arbeitnehmer eine breite
Bühne, um weitere Gewerkschaften zur
Teilnahme an diesem Projekt und an
unserer Internationalen aufzurufen.
Die Arbeit von FELATRAC stützt
sich auf eine schlanke und
handlungsfähige Struktur aus einem
Vorsitzenden, einem stellvertretenden
Vorsitzenden und vier Koordinatoren als
Vertreter der Subregionen unserer
Regionalorganisation.
Francisco Argüeta,
STECSA-Generalsekretär und
stellvertretender Vorsitzender des
FELATRAC meinte dazu: “Die
Anstrengungen zur Konsolidierung der
Arbeit der UITA gegenüber dem
transnationalen Unternehmen Coca-Cola
stehen in Verbindung mit unserem Einsatz
für die Entwicklung einer
Gewerkschaftsstruktur, die alle
Beschäftigten des Unternehmens in
Guatemala umfasst. Gemeinsam mit
FELATRAC müssen wir jetzt so lange
auf eine Stärkung unserer
Schwesterorganisationen in Honduras,
Nicaragua und Panamá
hinwirken, bis alle Beschäftigten bei
Coca-Cola gewerkschaftlich
organisiert sind“.
Auf die Frage nach den Herausforderungen
des neuen Verbands, meinte Enrique
“Quique” Torres, Rechtsberater von
STECSA und beim Gewerkschaftsbund
der Beschäftigten im
Nahrungsmittelsektor (Federación
Sindical de Trabajadores de la
Alimentación y Afines, FESTRAS):
“Verhandlungen gehören zur Natur von
Gewerkschaften, und die Reichweite
unserer Erfolge steht im Zusammenhang
mit der Stärke der einzelnen
Organisationen. STECSA war lange
so etwas wie eine Insel im
lateinamerikanischen und vor allem im
mittelamerikanischen Kontext.
Damit waren wir sehr angreifbar. Aber
die Dinge haben sich geändert. Inseln
sind heute diejenigen Organisationen,
die FELATRAC nicht angehören und
die wir zu einer Beteiligung an dieser
Bewegung ermuntern müssen.
Wie Pablo Quiroga von FATAGA
schon gesagt hat, müssen wir uns
verstärkt dafür einsetzen, dass es kein
Coca-Cola-Werk ohne Gewerkschaft
gibt”, forderte Quique.
Am Häufigsten hat bisher David
Morales, der Generalsekretär von
FESTRAS, als Vertreter
Lateinamerikas an den Treffen der
UITA und der Coca-Cola Company
in Atlanta teilgenommen. Wie
David betont, “bedeutet es bei den
Gesprächen mit dem Unternehmen einen
Unterschied, ob die Forderungen von
einer Struktur wie FELATRAC
gestellt werden, die 60
Gewerkschaften vertritt. Wie du
gegenüber den bei unserem Workshop
anwesenden Vertretern von FEMSA
klar gestellt hast, geht es nicht darum,
Schwierigkeiten zu bereiten. Vielmehr
geht es darum, Problemlösungen zu finden
und die Fähigkeit zu besitzen, Konflikte
durch Dialog und Verhandlungen zu
vermeiden. FELATRAC”, fuhr
Morales fort, “vertritt die grosse
Mehrheit der Gewerkschaften von
Coca-Cola in unserer Region, und das
hat Gewicht. Diese Realität kann weder
von nationalen Behörden noch von
einzelnen Abteilungen des Unternehmens
verkannt werden“.