Montevideo, 19. November 2010
Herrn Porfirio Lobo
Präsidialamt
Tegucigalpa
Honduras
Betr.: Weiteres Massaker an
Campesinos
Sehr geehrter Herr Präsident,
mit Entsetzen nehmen wir das
Massaker zur Kenntnis, das ein Kommando der
privaten Sicherheitsdienste des
Palmplantagenbesitzers und Direktors des
Unternehmens Corporación Dinant, Miguel
Facussé Barjum, an Mitgliedern der
Campesino-Bewegung von Aguán (MCA) am
vergangenen 15. November auf dem Anwesen “El
Tumbador” in der Gemeinde Trujillo verübt hat.
Soweit bisher bekannt, wurden
dabei fünf Menschen getötet: Teodoro Acosta,
Ignacio Reyes, Raúl Castillo, Ciriaco
Muñóz und José Luis Saucedo Pastrana. Noé
Pérez ist verschwunden, und es sind
zahlreiche Verletzte zu beklagen, die sich zum
Teil in ernstem Zustand im Krankenhaus befinden.
Der tötliche Angriff wurde mit
grosskalibrigen Waffen verübt. Solche
Kriegswaffen werden von den paramilitärischen
Banden Facussés im gesamten Gebiet des
Bajo Aguán offen getragen und zu kaltblütigen
Morden verwendet.
Herr Porfirio Lobo, wieder
einmal haben wir den Verlust von aus dem Leben
gerissenen Menschen zu beklagen: Männer und
Frauen, die mit vollem Recht einen Zugang zum
Land und die Möglichkeit, ein menschenwürdiges
Leben mit einem menschenwürdigen Einkommen zu
führen, forderten, dafür jedoch zu Opfern
äußerster Gewalt wurden.
Auch wenn es Ihnen bekannt ist,
sei doch noch einmal daran erinnert, dass die
Campesinos für ihren Landbesitz kämpfen, der
ihnen von skrupellosen Grossgrundbesitzern
entrissen wurde, die mit stillschweigender
Duldung der örtlichen und nationalen Behörden
ihre Politik des Terrors einschliesslich
Verfolgungen und Morden betreiben.
Nach den von der Campesino-Bewegung
von Aguán zur Verfügung gestellten Angaben
wurden bereits über 20 Mitglieder dieser
Organisation bei Landkonflikten getötet.
Darüberhinaus berichtet die
Vereinigte Campesino-Bewegung von Aguán (MUCA),
mit der Sie eine Vereinbarung zur Lösung des
seit vergangenem Jahr bestehenden schweren
Konfliktes getroffen haben, die weitgehend
missachtet wird, von der Ermordung von 16
Mitgliedern durch paramilitärische Kommandos,
die mit Palmplantagenbesitzern in Verbindung
stehen.
Im Gebiet des Bajo Aguán werden
Campesinos getötet, und Sie tragen zusammen mit
Ihrer Regierung vor Ihrem Volk und der
internationalen Gemeinschaft die Verantwortung
für den fortgesetzten, schändlichen Verlust von
Menschenleben.
Und dieser internationalen
Gemeinschaft möchten Sie das Bild vermitteln,
dass in Honduras eine Aussöhnung mit der
Bevölkerung erfolgt ist und das Land in Frieden
lebt.
Herr Porfirio Lobo, die
IUL-UITA mit ihren 383
Mitgliedsorganisationen in 124 Ländern wird
solche Vorfälle auch weiterhin bei allen
zuständigen internationalen Stellen bekannt
machen.
Abschliessend fordern wir Sie
auf, eine Untersuchung zur Aufklärung der oben
genannten Verbrechen einzuleiten und die
Unterdrückung und Verfolgung von Basisgruppen
und sozialen, gewerkschaftlichen, Campesino- und
indigenen Organisationen einzustellen.
Aus Erfahrung wissen wir, dass
eine Straflosigkeit, die nicht verurteilt und
ausgerottet wird, zu weiteren absolut
unannehmbaren Vorfällen wie dem oben genannten,
die die gesamte Nation und die internationale
Gemeinschaft betroffen machen, anstiftet und
diese begünstigt.
Mit freundlichen Grüssen
Gerardo Iglesias
Regionalsekretär, UITA
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